Kurtine


[ kur'ti:ne ]

Schutzvorhang, eiserner Vorhang im Theater


Wortart: Substantiv
Gebrauch: Österr. Standarddeutsch
Kategorie: Technische Begriffe
Erstellt von: Lupina
Erstellt am: 24.05.2020
Region: Hessen
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Kommentare (7)


Im 19. Jh. existierten zwei andere Schreibungen: Courtine und Kortine. DUDEN behauptet, letztere Form sei wie „Kurtine“ immer noch "österreichisch, sonst veraltet" !
»Jetzt reden S' schon! « sagte Waworka. »Warum haben SĢ die Kurtine nicht ausgelöst?« »Er stand noch auf der Vorbühne. Der Flötist. ....«
source: B. Jaumann, Hörsturz. Kriminalroman, 2014

Lupina 24.05.2020


Die Proszeniumsöffnung, vermittelst welcher die Bühne mit dem Zuschauerraum kommuniziert , ... ist zu schließen mit einer eisernen Kurtine, welche früher aus einem Drahtnetz bestand. 1913 wurde sie durch eine aus eisernen Trägern konstruierte, gegen die Bühne mit Wellblech und Asbest, gegen den Zuschauerraum mit glattem Blech und dekorativ bemalter Leinwand bekleidete Kurtine ersetzt
source: Franz Willnauer, Gustav Mahler und die Wiener Oper, 1993


Neben der Standardausführung als nach oben wegzuhebende Kurtine gibt es auch Sonderlösungen. Ist oberhalb des Proszeniums zu wenig Platz, kann die Kurtine statt nach oben nach unten abgesenkt werden, wie dies z. B. bei den Kammerspielen in Wien der Fall ist.
source: Bruno Grösel, Bühnentechnik, 2007

Lupina 24.05.2020


Kortine hat es auch geheißen (siehe Duden!):

(Die Kortine rauscht wieder herab)
Käsperle (entsetzt sich). Nein – Sapperment! wo die Bäume in die Luft spazieren, bleib' ich nicht länger.
source: Leopold Huber, “Die Teufelsmühle am Wienerberg“. Volksmärchen mit Gesang, 1834


Mit dem Aufziehen der Kortine beginnt folgender Chor, an dessen Schlusse Nelkenstein, von Dienerschaft begleitet, eintritt.
source: Nestroy, Der Talisman. Posse mit Gesang, 1843


Zum Teufel Perinet! rief der Direktor, treten Sie doch vor die Kortine und zeigen Sie sich! Es wird ja den Kopf nicht kosten!
source: Adolf Bäuerle, Ferdinand Raimund. Roman aus Wien's jüngster Vergangenheit, 1855

Lanquart 03.06.2020


Nicht immer jedoch hatte die Kurtine/Kortine/Courtine die Funktion eines Schutzvorhanges gehabt. In einem Lustspiel aus dem 18. Jh. hab ich das gefunden:

(Bauern bringen eine Kortine von blauer Leinwand, und die Böcke und Walzen zum Flugwerk herein, und gehen hernach fort) –
Schneck. Das gehört zu dem Flugwerk, das richten wir hernach. Nun hätten wir alles, bis aufs Wasser ,....
,.... eine blaue Leinwand statt dem Wasser ...
(sie breiten die blaue Kortine nach der Länge auf den Boden aus...)
source: Die ländlichen Hochzeitfeste, Wien 1773

Siljara 10.06.2020


Die Vorstellung, "Kurtine" sei "Österreichisches Standarddeutsch" mutet geradezu "spinnert" an, bedenkt man, dass kaum jemand in Österreich, abgesehen von etlichen Theaterfachleuten, Brandschutztechnikern und daher wohl auch ein paar Gesetzesproduzenten (siehe Wiener und Salzburger Landesrecht und die Bundessicherheitsverordung, in deren § 1 "Kurtine" 36 (!) mal auftaucht) weiß, was eine Kurtine ist oder das Wort gar gebraucht, mag Duden auch erklären, es sei "österreichisch, sonst veraltet".

Im derzeitigen Österreichischen Wörterbuch, herausgegeben im Auftrag des österr. Bildungsministeriums, ist jedenfalls zwischen "Kurtaxe" und "Kurtisane" kein Eintrag. Und nach meinem "Kortine"-Fund von 1773 habe ich zur Sicherheit auch unter Kor- nachgeschaut: Nein, im ÖWb steht auch nichts zwischen "Korso" und "Kortison".
Siljara 10.10.2020


Die Bundestheatersicherheitsverordnung habe ich gemeint, als ich von der 36-maligen Nennung von "Kurtine" allein in ihrem § 1 geschrieben habe: So beginnt der § 1:
Kurtine
§ 1. (1) Die Kurtine, welche im Gefahrenfall die Bühnenöffnung gegen den Zuschauerraum brandhemmend und rauchdicht abzuschließen hat, darf keine Türen oder sonstigen Öffnungen haben und muss außerhalb der Zeit der Vorstellungen, der Proben und der zugehörigen Auf- und Umbauarbeiten geschlossen gehalten werden
source: Bundestheatersicherheitsverordnung

Siljara 10.10.2020


Für breiteres Verständnis hat man im Salzburgr Landtag gesorgt:
Schutzvorhang (Kurtine)
§ 84 (1) Die Führungen und die Fallbahn des Schutzvorhanges sind von allen Hindernissen freizuhalten. Auf dem Bühnenfußboden ist der Streifen, auf dem der Schutzvorhang aufsitzt, deutlich zu kennzeichnen (Bühnenstrich).
Der Schutzvorhang muss von einer mit seiner Handhabung vertrauten Person (Kurtinenwärter) bedient werden, die während der Vorstellung ununterbrochen auf dem für sie bestimmten Platz anwesend zu sein hat.
source: Veranstaltungsstätten-Verordnung, Landesrecht Salzburg

Verstehen ist aber auch in der Wienerstadt möglich:
Die Bühnenöffnung muss gegen den Zuschauerraum durch einen feuerhemmenden rauchdichten Vorhang (Kurtine) verschließbar sein.
source: Wiener Veranstaltungsstättengesetz

Siljara 10.10.2020



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